Google, als weltgrößter Browser- und Webanbieter, wird seitens der Datenschützer immer wieder hart kritisiert. Der Grund: Google bezieht den Großteil seiner Einnahmen aus personalisierter Werbung. Dies erfolgt zurzeit noch mit Hilfe von diversen Tracking-Techniken wie Cookies oder Fingerprinting.
Dieses Tracking greift jedoch in die Privatsphäre der Nutzer ein, denn nahezu jeder Schritt im Internet wird somit verfolgbar, eindeutig zuordbar gemacht und in Nutzerprofilen gespeichert. Die Folge – wir kennen sie alle – mehr oder weniger groß gestaltete Cookie-Banner, Cookie-Consent-Tools, Cookie-Walls oder wie sie auch genannt werden.
Das Ende der Cookies und damit das Ende personalisierter Werbung? Wenn es nach Google geht, natürlich nicht! Google hat nach wie vor ein großes Interesse daran, Werbung einzuspielen und entwickelt bzw. erprobt aktuell einen Ersatz für das Nutzer-Tracking, das ohne Cookies auskommt: Ein System mit dem Namen „FLoC“. Dieses System steckt hinter der geplanten „Privacy Sandbox“ von Google. Dieser Begriff hört sich sicher an, doch steckt dahinter wirklich mehr Privatsphäre und mehr Datenschutz?
Was macht FLoC?
FLoC steht für Federated Learning of Cohorts. Bei diesem Verfahren wird der Browserverlauf von Chrome-Benutzern für Clustering verwendet. Auf Grundlage der Browserverläufe werden die Nutzer zu bestimmten Kohorten zugeteilt. Kohorte sind Gruppen von Nutzern mit ähnlichen Interessen wie zum Beispiel Sport oder Kunst.
Der Browser der Nutzer wird einem Namen zugeordnet, durch den erkannt werden kann, welchen Gruppen der Nutzer zugehörig ist. Man kann es sich so vorstellen, als würde der Nutzer einen Aufkleber auf der Stirn tragen, einem „Flock-Namen“ als HTTP-Header. Dieser enthält Kurzinformationen darüber, was er mag, wohin er geht, was er kauft.
Diese Informationen können (ähnlich wie bei den jetzigen Informationen in den Cookies) mit Webseiten-Betreibern geteilt werden, damit sie zielgerichtete Werbung auf ihren Seiten anzeigen können.
Wann wird die neue Funktion starten?
Die neue Funktion soll schrittweise verteilt werden, sogar ohne, dass das Nutzer aktiv mitbekommen. Bisher sind die Tests z.B. in Australien, Brasilien, Kanada, Japan, Mexico und natürlich in den USA angefangen. In Europa soll die Funktion aber auch ausgerollt werden. Aktuell ist der Test für die aktuelle Chrome-Version sowie die Nachfolger Chrome 90 und 91 bis Mitte Juli 2021 angelegt.
Ausschalten kann man die Funktion anscheinend noch nicht, diese Option will Google aber wohl nachliefern. Aktuell können sich Nutzer damit behelfen, in ihren Chrome-Browser-Einstellungen die Drittanbieter-Cookies zu deaktivieren. Dies erfolgt so:
Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Cookies und andere Websitedaten > "Drittanbieter-Cookies blockieren“ auswählen
Wieso FLoC?
Google verspricht sich von FLoC die Möglichkeit, einen Ersatz für Nutzer-Tracking bei mindestens gleichbleibenden Werbeerlösen zu generieren. Folgende Vorteile werden hervorgehoben:
- Nutzer gehen in den Kohorten unter (in diesen werden ca. 1000 Nutzer zusammengefasst; es erfolgt keine Einzelbetrachtung mehr)
- Browser-Verlauf wird nicht mehr geteilt, sondern lediglich die ID der Kohorte
- Sensible Bereiche sollen ausgespart werden (z.B. Google-Suche nach Krankheiten)
Zu diesem Thema hat Google sogar ein eigenes Whitepaper erstellt. Es kann HIER heruntergeladen werden (Englische Sprache).
Was ist das Problem?
Auch wenn FLoC sicherlich eine Verbesserung für die Privatsphäre der Nutzer darstellt, sehen Datenschützer die Verwendung von FLoC doch als ziemlich kritisch an. Eine echte Alternative für Cookies sollte eher direkt zielgerichtete Werbung als Ganzes als Frage stellen, anstatt ähnliche Verfahren zu entwickeln, die ebenso ihre Schattenseiten aufweisen. Es wird zunehmend deutlich, dass Google nun einmal Interesse daran hat, mit personifizierter Werbung Geld zu verdienen.
Folgende Punkte werden besonders kritisiert:
- Die geteilte ID könnte Fingerprinting erleichtern, da sich die Nutzer nun in kleineren Kohorten bewegen, anstatt in der Masse aller Chrome-Nutzer unterzugehen
- Durch Anmeldungen auf verschiedenen Websites, könnten langfristig die Interessen der Nutzer Aufschluss über dessen Kohorte geben. Einzelne Nutzer könnten somit doch den Kohorten zugeteilt werden.
- Die Kohorten werden durch Google kontrolliert
Es bleibt also spannend, welche Ergebnisse Google aus der Testphase ziehen wird und wie sich das Konzept langfristig entwickeln wird.