Die neuen Nutzungsbedingungen von WhatsApp, die Ende 2020 angekündigt wurden, sorgten für allgemeine Verwirrung und Unmut unter den Nutzern. Die Veröffentlichung einer aktualisierten Datenschutzrichtlinie auf Deutsch, sorgte Anfang des Jahres für besondere Aufruhr. Hier hieß es nämlich, dass WhatsApp zukünftig mehr Informationen mit dem Facebook-Konzern, zu dem WhatsApp gehört, teilen würde. Darunter auch zur Personalisierung von Werbeanzeigen.
Neue Bannerfunktion
Im Zusammenhang mit neuen Nutzungsbedingungen kam auch eine neue Funktion ans Licht: WhatsApp nutzt zukünftig ein neues Feature, mit dem das Unternehmen wichtige Updates und Informationen direkt im Messenger teilen kann. Mit einem Banner sollen die Nutzer dann direkt die wichtigen Informationen einsehen können oder auf externe Websites weitergeleitet werden können.
Findige Nutzer erkennen hier womöglich einen Hintergedanken: wird dieser Banner dann auch bald für Werbung genutzt? WhatsApp widerspricht dem und soll nicht genutzt werden, um Werbung zu schalten, heißt es in einer Stellungnahme.
Dank der neuen Bannerfunktion konnten die Nutzer somit schnell über die geplanten neuen Nutzungsbedingungen bzw. auf eine neue Datenschutzrichtlinie aufmerksam gemacht werden. Besonders Nutzer in Deutschland wurden hierdurch aber verunsichert.
Nutzungsbedingungen wurden zunächst missverstanden
Was viele erst einmal gar nicht wussten, war, dass die Datenschutzrichtlinie zwar auf Deutsch verfasst wurde, allerdings nur für Staaten außerhalb der „Europäischen Region“ gelten soll. Demnach soll es für die EU-Staaten keine Änderungen in dem Informationsfluss zwischen Facebook und WhatsApp geben.
Für nicht EU-Mitglieder bzw. nicht zum EWR gehörende Staaten gilt parallel eine andere Datenschutzrichtlinie. Gemäß dieser findet sehr wohl ein Datenaustausch zwischen WhatsApp und Facebook aus – sowohl zur Verbesserung der Dienste als auch zu Werbezwecke. Dies passiert allerdings schon seit 2016.
Für Nutzer in der EU ändert sich also bezüglich des Datenflusses zwischen WhatsApp und Facebook (erstmal) nichts. Dies ist vor allem der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zu verdanken.
Um dieses Missverständnis ausreichend klären zu können, gab WhatsApp nun jedoch bekannt, die Aktualisierung der Nutzungsbedingungen nicht wie zuerst angegeben, ab Februar umzusetzen, sondern bis zum Mai aufzuschieben.
Kann das Update ignoriert werden?
Obwohl – wie gerade beschrieben – keine Änderungen beim Datenaustausch auf die Nutzer in der EU zukommen, müssen sie dennoch die neuen Nutzungsbedingungen akzeptieren. Wer nicht den neuen Nutzungsbedingungen zustimmt, muss zwar nicht um die Sperrung des eigenen Kontos bangen, die Chatfunktion wird dann jedoch nicht weiterhin genutzt werden können.
Ein guter Zeitpunkt zum Wechseln
Auch wenn es den Anschein erwecket, WhatsApp halte sich an Vorgaben der DSGVO – wirklich datenschutzfreundlich ist die App nun wirklich nicht. Sie sollten sich daher immer bewusst sein:
- WhatsApp und Facebook unterliegen US-Gesetzen: US-Sicherheitsbehörden haben gegenüber US-Firmen deutlich mehr Rechte, auf Daten zuzugreifen als z.B. in Deutschland
- Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bezieht sich nur auf Textnachrichten, nicht auf Metadaten wie: wer hat wann mit wem gechattet
- Beim Installieren der App werden die im internen Telefonbuch gespeicherten Telefonnummern an WhatsApp übermittelt. Dies ist zwar nötig, um zu erkennen, welcher Kontakt ebenfalls über WhatsApp zu erreichen ist, jedoch stellt dies – insbesondere im geschäftlichen Umfeld – eine unbefugte Datenübermittlung dar, sofern keine Einwilligung der Nutzer vorliegt.
Diese Aspekte haben viele Nutzer anscheinend schon verinnerlicht. Besonders nach der Ankündigung über die Änderungen der Nutzungsbedingungen ist die Downloadzahl von Messengern wie Threema, Wire oder Signal stark nach oben gegangen; somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Freundeskreis ein andere Messenger durchsetzt, der es etwas genauer mit der Privatsphäre seiner Nutzer nimmt. Zum „Abgewöhnen“ lassen sich natürlich erstmal die Chat-Dienste parallel nutzen – besonders, wenn (noch) nicht alle Freunde gewechselt haben.